#NeueRealitäten - Gründerinnen in Österreich. Ein Interview mit Nina Wöss

Nina, wie fühlst du dich?

Soweit gut. Für unser Team hat nun bereits die vierte Woche mit Home Office und Social Distancing begonnen und es ist absehbar, dass wir noch zwei bis drei Wochen unter diesen Voraussetzungen arbeiten (müssen). Für mich waren vor allem die ersten beiden Wochen, in denen nach und nach klar wurde, dass die Maßnahmen länger anhalten und strenger sein würden als ursprünglich erwartet, hart. Insgesamt ist mir bewusst, dass ich in meiner Situation (gute Infrastruktur für Home Office, keine unmittelbaren finanziellen Schwierigkeiten, Familie und Freunde sind gesund) sehr privilegiert bin.

Welche Maßnahmen hat deine Organisation unternommen, um Startups zu helfen?

Im ersten Schritt waren wir als Female Founders selbst gezwungen viele unserer Produkte auf digitale Lösungen umzustellen. Im nächsten Schritt sind wir dann mit unserer Community – weiblichen Gründerinnen aus ganz Europa – in den Dialog getreten um ihre aktuellen Bedürfnisse und Herausforderungen besser einschätzen zu können. Dies haben wir über Videocalls abgewickelt, in denen sich die Gründerinnen zur aktuellen Situation ausgetauscht haben. Daraus haben wir Maßnahmen abgeleitet, die wir teilweise selbst umgesetzt und auch mit anderen Stakeholdern im Startup Ökosystem, sowie der Politik geteilt haben.

Wie helfen diese Maßnahmen konkret?

Wir verfügen über ein großes Netzwerk an Mentor*innen und Unterstützer*innen, die wir hier stark einbinden. Das heißt, wenn wir ein konkretes Problem einer Gründerin kennen, versuchen wir sie direkt mit Expert*innen, die zur Problemlösung beitragen könnten, zu vernetzen. Darüber hinaus haben wir die Programmpunkte unseres Grow F Accelerators, in dem wir pro Batch mit je zehn early-stage tech startups arbeiten, an die veränderten Umstände angepasst. Wir gehen nun verstärkt auf Strategieentwicklung in unsicheren Zeiten, Finanzplanung und Optimierung der Ressourcen, aber auch Team- und Selbstmotivation ein und unterstützen unsere Teilnehmerinnen darüber hinaus in 1:1 Sessions um ein möglichst maßgeschneidertes und sinnvolles Programm anzubieten. Für die breitere Community haben wir darüber hinaus eine Übersicht an Ressourcen wie öffentliche Gelder, Informationen zu Kurzarbeit, u.ä. zusammengestellt: https://bit.ly/ff_covid19_resources.

Welche positiven Beispiele hast du beobachtet, wie Startups/Gründer auf diese Situation reagieren?

In den oben erwähnten Calls hat mich vor allem die positive Einstellung der Gründerinnen beeindruckt. Sie haben in kürzester Zeit Ressourcen und Pläne umgestellt und nutzen die Zeit nun für Product Development und Strategieentwicklung. Hier muss natürlich ergänzt werden, dass es sich hierbei meist um sehr frühphasige Unternehmen handelt, die noch nicht über hohe Fixkosten und/oder viele Mitarbeiter*innen verfügen und so andere Challenges haben als etablierte Scaleups. Einige der Unternehmerinnen in unserem Umfeld treffen mit ihren Produkten den Nerv der Zeit und erleben nun eine besonders hohe Nachfrage. Eine täglich wachsende Liste an weiblich geführten Startups, die nun besonders nachgefragt sind, findet man hier: https://bit.ly/ff_covid19_resources

Welche Situation/Ereignis/Erfahrung hat dich in den letzten 3 Wochen stark berührt/inspiriert/motiviert?

Zum einen tatsächlich die Entwicklung unseres fünf-köpfigen Female Founder Teams – zu sehen wie wir auch unter geänderten Umständen und unter hoher Unsicherheit motiviert zusammen arbeiten, rasch neue Ideen umsetzen und damit Startups unterstützen. Zum anderen ganz klar die Ausdauer und positive Einstellung der Gründerinnen in unserem Netzwerk. 

Was würde dir gerade am meisten helfen? Wie können wir dich unterstützen?

Wir sind gerade dabei die Startups für den nächsten Batch unseres Grow F Accelerators zu scouten. Daher also der Aufruf an alle weiblich geführten, early-stage, tech startups da draußen: Bewerbt euch! Mehr über uns und das Programm erfährt man hier: https://www.femalefounders.global/grow-f/.